Die Knappheit der Nahrungsmittel in der antiken Geschichte Chinas zwang die Chinesen zu großem Einfallsreichtum. Dies macht sich bis heute in der chinesischen Kultur bemerkbar. So begrüßt man sich mit “Haben Sie schon gegessen?” Und auch in Geschäftsbeziehungen bekommt das Mahl eine große Bedeutung. Wie steht es also um die chinesische Esskultur?
Genau wie bei uns in Deutschland, essen auch die Chinesen drei Mal täglich. Allerdings sind die Chinesen unter anderem Frühaufsteher, weshalb das Frühstück meist bereits um 7 Uhr auf dem Tisch steht. Daher werden im Schnitt alle Mahlzeiten ca. 1-2 Stunden früher als bei uns eingenommen. Früh morgens werden allerlei verschiedene Teigtaschen und Nudeln aufgetischt – warm und kalt. Zum Mittagessen, gegen 11 oder 12 Uhr, werden ebenso wie zum Abendessen (zwischen 17 und 18 Uhr) unterschiedlichste warme Speisen gereicht.
Das ist aber bei Weitem noch nicht alles, was die chinesische Esskultur von der unseren unterscheidet. So isst man in China zum Beispiel von runden Tischen, welche durch ihre Kreisform Harmonie symbolisieren. In der Mitte steht eine drehbare Platte auf der die verschiedenen Gerichte serviert werden, so haben alle Gäste Zugriff auf die Speisen. Chinesische Gerichte bestehen meist aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Hauptgerichten, von denen alle gemeinsam Essen. Je festlicher der Anlass ist, desto größer ist die Zahl der Gerichte, die serviert wird. In den Restaurants wird viel Wert auf Optik und Aussehen der Speisen gelegt, aus Gemüse und Obst werden oft kleine Kunstwerke erschaffen. Ein traditionelles Festmahl kann z.B. aus vier Vorspeisen, sechs Hauptgängen und einer Suppe bestehen. In der chinesischen Esskultur ist es Brauch, die die leichten Gerichte vor den schweren, die salzigen vor den süßen, und feste vor den flüssigen Speisen zu essen. Die kalten und warmen Gerichte sollen nach dem Prinzip von Ying und Yang harmonieren. Als letzter Gang wird oft Suppe gereicht, weil man die Vorstellung hat, damit die letzten Hohlräume im Magen zu füllen. Die Suppe zum Ende des Mahls wird auch häufig als Getränk betrachtet. So sagt man auf Chinesisch „Suppe trinken“ und nicht wie bei uns „Suppe essen“.
Zu den Mahlzeiten wird selten etwas anderes als Tee angeboten.
Hauptsächlich wird im Ursprungsland des Tees Grüntee, Jasmintee, Oolongtee, Gelb-Weiß- und Schwarztee getrunken. Auf Nachfrage wird aber auch warmer Shiaoxin (Reiswein), chinesisches Bier, Biajiu (Schnaps), Likör oder chinesischer Wein gereicht. China ist zwar kein klassisches Weinanbaugebiet, doch Rebsorten wie Chardonnay oder Cabernet Sauvignon werden auch entlang des Gelben Flusses angebaut. Der Nachtisch ist meistens Obst- wir dieses angeboten ist es das Zeichen zum Aufbruch. Man steht vom Tisch auf und beendet damit das gemeinsame Essen, was einem Europäer gelegentlich etwas abrupt erscheinen mag.
Die vielfältige chinesische Küche unterteilt sich in der Regel in vier Geschmacksrichtungen und nach Regionen:
Die Huai Yang Küche
Der Name der Huai Yang Küche, ist bezeichnend für die Regionen Yangzhou, Zhenjiang, und Huai’an, die in der östlichen Provinz Jiangsu liegen. Die Huai Yang Küche legt besonderen Wert auf Farbe und Form, aber auch auf einen feinen, frischen und zarten Geschmack. Besonders empfehlenswert sind Kuchen und kleine Snacks. Die typische Geschmacksrichtung ist salzig und zugleich ein bisschen süß.
Beispielgerichte: Bettler-Hähnchen, Mandarinfisch mit süßsaurer Soße, Gekochte Hühnerfleischscheiben, Gesalzene Ente, Gedämpfte Karauschen in Lotosblättern.
Shandong Küche
Die Küche der relativ weit im Norden und am Meer gelegenen Provinz Shandong ist am gesamten Einzugsgebiet des Gelben Flusses verbreitet. Besonders bekannt ist sie für ihre Suppen und fein zubereiteten Meeresfrüchte. Die Shandong Küche, die der Konfuziusküche (s. unten) sehr ähnelt, legt einen Schwerpunkt auf Üppigkeit und prachtvolle Präsentation. Alle Speisen sind meist sehr Kalorien- und proteinreich.
Beispielgerichte: Geschmorte Seegurken mit Lauch, Gebratene Tintenfischeier, Geschmorte Haifischflossen, Geschmortes Hähnchen
Sichuan Küche
Die Provinz Sichuan liegt im Westen Zentralchinas. Im Wesentlichen setzt sich die Sichuan Küche aus Gerichten der Städte Chengdu und Chongqing zusammen. Sichuan wird als Speisekammer Chinas bezeichnet, was auf die Vielfalt der genutzten Zutaten hinweist. Dementsprechend groß ist die Vielzahl an Gerichten, darunter unterschiedliche Teigwaren und winzige Snacks. Die entscheidende Geschmacksrichtung ist scharf, die sich in süß-scharfe und sauer-scharfe Gerichte unterteilen lässt.
Beispielgerichte: Gekochter Karpfen, Bärentatze, Mapo-Bohnenkäse, Hühnerwürfel in Bohnenpaste, Geröstetes Hühnerfleisch in Soße.
Guangdong Küche (auch als kantonesische Küche bekannt)
Die Provinz Guandong liegt im äußersten Süden Chinas am Meer. Die Gerichte stammen meist aus den Städten Guangzhou, Chaozhou und Dongjiang. Die Guandong Küche ist ebenfalls für ihre nahezu unendliche Auswahl an Zutaten bekannt. Dort kommt so gut wie alles in den Kochtopf, frei nach dem Motto „In Südchina isst man alles, was vier Beine hat und kein Tisch ist, und was fliegt und kein Flugzeug ist.
Beispielgerichte: Schlangenbrühe, Skorpione am Spieß und eine große Auswahl an anderen exotischen Tieren.
Neben den traditionellen Regionalküchen, gibt es zusätzlich noch Kochschulen wie die konfuzianische Küche, die medizinische Küche oder die Palastküche. Bei letzterer handelt es sich um eine sehr opulente chinesische Esskultur, die sich im Laufe der Jahrhunderte am chinesischen Kaiserhof etabliert hat. Nachfahren von Hofbediensteten retteten viele Rezepte über die Jahre der Kulturrevolution, so dass man auch heute noch kaiserliche Gerichte wie Hummer in saurer Gurkensauce oder Lotuswurzeln in hauchdünnen Teigblättern genießen kann.
Chinesische Tischsitten
Grundsätzlich ist es in China wesentlich lebhafter als in Deutschland, egal ob im Supermarkt, Kleidungsgeschäft oder Restaurant. Besonders das gemeinsame Essen, ist in China eine kommunikative Angelegenheit. Eine lebendige Atmosphäre wird von den Chinesen genossen; Lautstarke Gespräche ebenso wie lautstarke Geräusche während des Essens sind genau so normal wie Musik die im Hintergrund läuft. Um die Gäste vor den Geräuschpegeln einigermaßen zu schützen, gibt es in den Restaurants häufig mehrere abgetrennte Räume. Diese werden vor allem bei Geschäftsessen gern genutzt. Als Europäer mag einem dieses Verhalten eigenartig bis befremdlich erscheinen. Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass auch unsere europäischen Tischsitten im Grunde ja nichts weiter sind als eine willkürlich gewachsene Liste von Verboten und Geboten. Letztendlich also alles eine Frage der Gewohnheit.
Die chinesische Philosophie beim Essen ist jedoch, es sich gutgehen zu lassen. Dementsprechend sind die Tischsitten und Tischmanieren in China auch weniger restriktiv wie die Europäischen. So ist es in China absolut nicht unhöflich, bei Tisch zu schlürfen, zu schmatzen oder auch zu rülpsen. Außerdem ist es ganz normal, Speiseabfälle auf den Tisch zu spucken, der meist genau aus diesem Grund über eine leicht zu säubernde Oberfläche verfügt. Je nach Lokalität werden Reste und Müll auch einfach auf den Boden geworfen.
Einige Regeln sollte man jedoch auch unbedingt als Europäer beachten. Man sollte zum Beispiel niemals die Essstäbchen in den Reis hineinstecken, so dass sie senkrecht darin stecken bleiben. Ein Stäbchen wird nur bei einer Beerdigung in den Reis hineingesteckt, und ist ein Symbol für die Toten. Dies beim Essen zu tun wäre also mehr als unpassend und würde für die Chinesen ein böses Omen darstellen.
Die Essstäbchen sollten immer neben den Teller gelegt werden, so dass die Griffseite auf dem Tisch aufliegt, und die Mundseite auf einem der Schälchen oder dem Knochenteller. Häufig gibt es für die Essstäbchen auch extra ein kleines Porzellan-Bänkchen, auf das die Mundseite gelegt werden kann. Sich bei Tisch die Nase schnäuzen, sich die “Ausbeute” betrachten und das gebrauchte Taschentuch wieder in die Hose hineinstopfen ist ebenfalls ein „No-GO“. Man sollte sich bei Tisch überhaupt nicht die Nase schnäuzen. In China geht man zum Nase putzen auf die Toilette. Wer sich am Tisch eine Zigarette anzündet und die Schachtel danach wieder in seiner Tasche verschwinden lässt, ohne dem Nachbarn ebenfalls eine angeboten zu haben, wird ebenfalls als äußerst rüpelhaft angesehen.
Sie möchten das reizvolle Land China besuchen? Dann planen Sie Ihren Trip mit http://www.chinatours.de/
18.02.2013 -