Jeder Vielreisende wird Ihnen bestätigen, dass keine zwei Hotels exakt gleich sind. Was in einem Land als Fünfsternehotel kategorisiert wird, mag in einem anderen allenfalls für drei Sterne (oder weniger) reichen. Obgleich Hotels für ausländische Touristen eingerichtet sein mögen, so orientiert sich deren Führung dennoch oftmals an den Gepflogenheiten und Sitten des jeweiligen Landes. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen auf, was Sie als Reisender in den Hotels verschiedener Länder zu erwarten haben, damit Sie nicht aus allen Wolken fallen.
Japan: Das Land der Samurai ist von jeher für seine durch seine Insellage beschränkte Landmasse, und damit einhergehend, die extraorbitanten Grundstückspreise, bekannt. Erwarten Sie deswegen bitte keine riesigen Hotelzimmer. Die Betten sind in aller Regel recht kurz, besonders für grossgewachsene Europäer oder Amerikaner. Seien Sie ebenso auf der Hut vor niedrigen Türrahmen und geben Sie acht, dass Sie sich beim Betreten oder Verlassen des Zimmers oder Badezimmers nicht den Kopf anschlagen. Duschen kann besonders in Tokio eine recht eingezwängte Affäre darstellen und Sie können sich in den winzigen Nasszellen leicht die Ellenbogen an den Wänden oder den Kopf an niedrig angebrachten Ablagen oder dem Brausekopf stossen. Achten Sie ausserdem auf die überall in Japan an den Toilettenschüsseln angebrachten Knöpfe. Jene aktivieren das eingebaute Bidet und unbeabsichtigtes Knopfdrücken kann leicht in einer ungewünschten Wasserdusche resultieren.
Die Betten sind generell hart und vor allen Dingen kürzer als zum Beispiel in den USA. Schlafkissen sind oft mit Buchweizen gefüllt, was als gesund und der Nackenstütze förderlich angesehen wird.
Von diesen kleinen Unterschieden abgesehen, ist alles andere grossartig. Japanische Hotelangestellte sind ausnahmslos überhöflich und hilfreich in allen Angelegenheiten.
Was Sie probieren sollten:
· “Ryokan” sind traditionelle japanische Pensionen, wie zum Beispiel das Yamatokan Ryokan in Shizuoka. Gäste müssen vor Betreten der Pension ihre Schuhe ablegen und in bereitgestellte Pantoffeln schlüpfen. Die Zimmerböden sind mit Riedmatten (tatami) ausgelegt und die Gäste schlafen generell auf Futons – dünnen Matratzen – am Boden.
· In sogenannten “Kapselhotels” nächtigen die Gäste in winzigen Abtrennungen und sind deshalb nichts für Klaustrophoben. Man könnte die Atmosphäre in diesen Hotels vielleicht mit einem Ameisenhaufen oder Bienenstock vergleichen. Jede Kapsel ist jedoch mit eigenem Fernsehgerät, Telefon und einer Klimaanlage ausgestattet. Statt einer Tür besitzt jede Kapsel einen Vorhang, den man zur Wahrung der Privatsphäre zuziehen kann.
USA: Wie fast alles in den Vereinigten Staaten, so neigen auch die Hotelzimmer zu ausladender Geräumigkeit. Die Betten sind generell komfortabel und mit guten Matratzen ausgestattet (was geradezu zum Herumhüpfen einlädt). Die Zimmerpreise beinhalten im Normalfall ein amerikanisches Frühstück, bestehend aus Eiern, Würstchen, Toast. Fruchtsaft… und üblem Kaffee. Was Sie von amerikanischen Hotelzimmern erwarten dürfen, ist penibelste Sauberkeit, die selbst den furchtsamsten Bakteriophoben beruhigen sollte. Abgesehen von grösseren Fünfsternehotels, die besonderes Augenmerk auf makellosen Service und das heimelige Wohlbehagen ihrer Gäste legen, strahlen die übrigen Hotels in aller Regel eine eher unpersönliche, Business-orientierte Atmosphäre aus. Falls Ihre Reisekasse gut gepolstert ist, sollten Sie sich deshalb in einem der protzigeren Hotels einquartieren, zum Beispiel dem Peninsula in Chicago oder dem Ritz-Carlton in New York.
Thailand: Bei thailändischen Hotels hat man meist das gute Gefühl, wirklich das allermeiste aus seiner Reisekasse zu machen. Das Land ist berühmt für seine unglaubliche Auswahl an fantastischen, relativ preisgünstigen Luxushotels, wie zum Beispiel dem Mandarin Oriental und dem Peninsula in Bangkok, dem Shangri-La in Chiang Mai oder dem Sheraton Resort Hotel in Pattaya, um nur einige wenige aufzuführen. Sie dürfen erwarten, wie Hochadel behandelt zu werden. Beim Einchecken wird Ihnen wie selbstverständlich entweder ein Fruchtcocktail oder Tee offeriert.
Das Bett wird alltäglich mit frischen Blumen drapiert und es steht eine Schale mit exotischen Früchten bereit, während die Zimmer in luxuriösester Weise ausgestattet sind. Leitungswasser kann mitunter ein wenig gelblich oder bräunlich verfärbt erscheinen, besonders je weiter Sie von Bangkok weg in die Provinz reisen, ist aber in jedem Fall gesundheitlich unbedenklich. Schalldämmung kann ein Problem in kleineren Hotels darstellen. Ausgenommen von den obersten Stockwerken, dringt Strassenlärm oft in die Zimmer ein, zusätzlich zum generellen Lärm, der in jedem ausgebuchten Hotel herrscht. Die Mitnahme von Ohrenstöpseln wird Lärmempfindlichen deshalb empfohlen. Die Matratzen tendieren zur Härte und ein enthusiastischer Kopfsprung in die Federn kann überraschend unglimpflich enden.
Italien: Wie in Japan, so neigen auch italienische Hotelzimmer zur Engräumigkeit und Bidets sind weitverbreitet. Achten Sie darauf, bevor Sie sich an dem vermeintlichen Trinkbrunnen laben wollen. Die meisten Hotels sind Familienbetriebe und vermitteln deswegen eine heimelige Atmosphäre. Dies ist eine erfrischende Erfahrung im Vergleich zu recht einförmigen und unpersönlichen Hotelketten sonstwo in der Welt. Die Hotelausstattung kann recht spartanisch sein. Zum Beispiel gibt es oft kein Schwimmbad, keinen Fitnessraum oder keine Hotelbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in Ihrem Zimmer Annehmlichkeiten wie zum Beispiel einen Wasserboiler (für Tee oder Kaffee) oder einen Haarfön vorfinden, ist praktisch gleich null. Frühstücksfanatiker mögen enttäuscht sein, denn die Italiener legen traditionell keinen besonderen Wert auf ein Frühstück. Achten Sie ausserdem darauf, dass Sie beim Buchen ein Doppelzimmer (letto matrimonial) verlangen, um in den Genuss eines Doppelbettes zu kommen. Ansonsten erhalten Sie grundsätzlich ein Zimmer mit getrennten Betten (letti separate).
Was Sie probieren sollten:
· Schlossunterkunft: Viele alte Schlösser und Burgen, deren Bausubstanz oft bis ins 12. Jahrhundert zurück reicht, wurden in Hotels umfunktioniert, zum Beispiel das Castello Della Casteluccia in Rom. Geniessen Sie die reichhaltige Geschichte und exquisiten Antiquitäten während Sie bei einem Glass Rotwein den Sonnenuntergang genießen.
Australien: Das Land “Down Under” ist nicht annähernd so ursprünglich oder zurückgeblieben wie Sie vielleicht denken mögen. Sicherlich, es existiert giftiges Gefleuch und es gibt seltsam anmutende Tiere, doch Hotels in Australien sind mindestens ebenso angenehm wie andernorts in der Welt. Die Zimmer sind grössenmässig mit jenen in den USA vergleichbar, generell komfortabel und wohlbestückt mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten. Wasserknappheit mag gelegentlich ein Problem darstellen. In einigen Teilen Australiens (überwiegend im Süden) werden während Dürreperioden Wassersparmassnahmen durchgesetzt, was zum Beispiel das Duschen oder Baden beschneidet. Ansonsten dürfen Sie die einmalige Topografie und die vielfältigen Freizeitaktivitäten Australiens unbeschwert genießen.
Indien: Exotisch, glamourös, elegant. Dies sind nur drei der vielen Schlüsselworte, die Hotelzimmer in Indien beschreiben. Für den Preis, den Sie in anderen Ländern für ein Zimmer in einem Dreisternehotel entrichten, können Sie in Indien gediegen in Vier- oder Fünfsterneunterkünften logieren. Die Zimmer sind oft besonders geräumig und luxuriös ausgestattet im überschwenglichen lokalen Stil. Sie werden ausserdem vielfach auf britischen Kolonialstil stossen, besonders in älteren Hotels. Trinken Sie aber nicht das Leitungswasser! Hygienisch unbedenkliches Trinkwasser aus der Leitung gehört zu Indiens grösseren Herausforderungen. Sie sollten nur in Flaschen abgefülltes Wasser konsumieren, deren Verschluss fest versiegelt ist. Die meisten Hotels stellen Ihnen abgefülltes Trinkwasser gratis zur Verfügung.
Was Sie probieren sollten:
· Palasthotels: Wähnen Sie sich wie ein Maharadscha und werden Sie von Indiens reichem Kulturerbe gefangen genommen. Palasthotels wie das Fateh Prakash Palace Hotel in Udaipur oder das The Raj Palace Hotel in Jaipur sind eine ausgezeichnete Wahl für ein wahrhaft königliches Erlebnis.
Frankreich: Vergleichbar mit Japan und Italien, neigen Hotelzimmer in Paris zu Engräumigkeit. Glücklicherweise haben die Franzosen aber einen wundervollen Geschmack, der sich im Dekor ihrer Hotelzimmer offenbart, obgleich Hotels zuweilen nicht die ganze Palette erdenklicher Annehmlichkeiten aufweisen mögen. Ignorieren Sie zudem beruhigt die einem Hotel zugedachten Sterne. Diese werden von der Regierung verliehen und basieren auf recht unwichtigen kleinen Details eines Hauses. Sie reflektieren in keiner Weise die vorherrschende Atmosphäre eines Hotels.
Was Sie probieren sollten:
· Der Name Paris ist gleichbedeutend mit Romanze, deswegen macht es Sinn, in einem romantischen “Chateau”-Hotel zu nächtigen. Versuchen Sie das Chateau Frontenac oder das Ritz Hotel in Paris und geniessen Sie das Beisammensein mit Ihrer besseren Hälfte in angemessenem Rahmen.
10.07.2012 -